Mit vereinten Kräften durch die Pandemie

Im Kreis Höxter haben sich die katholischen Kranken- und Seniorenhäuser schon vor Jahren zu einer Vereinigung zusammengeschlossen. Während der Corona-Pandemie hat sich das einmal mehr bewährt. Nun hat die Krise die Belegschaft nochmal enger zusammengeschweißt.

Christian Jostes
Christian Jostes, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge Gem. GmbH

Die Zeit seit dem Pandemieausbruch bezeichnet Christian Jostes rückblickend als eine Achterbahnfahrt. Er spricht damit vielen aus der Seele, doch als Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) trifft die Aussage für ihn und seine Kollegen wohl auf besondere Weise zu. „Es begann mit den Bildern von den überlaufenen Intensivstationen in Bergamo in Italien. Wir waren angehalten, Betten freizuhalten und uns auf das Schlimmste vorzubereiten. Was auf uns zukam, konnten wir nicht absehen“, sagt Jostes.

Das Gesundheitswesen ist ohnehin einem ständigen Wandel unterworfen und Einrichtungen wie die KHWE müssen sich stets anpassen. „Aber die Pandemie stellte uns vor nie dagewesene Herausforderungen“, so Jostes. „Um diese zu bewältigen, kann man nicht einfach von oben die Marschrichtung diktieren. Auf allen Hierarchieebenen muss mitgedacht werden, jeder muss seine Ideen und sein Engagement einbringen.“

Ohne die Solidarität innerhalb der Belegschaft hätte die KHWE diesen Kraftakt nicht bewältigt. Nicht alle Abteilungen waren gleichermaßen von der Krise betroffen. Dort, wo die Arbeitsbelastung zunahm, konnten sich die Angestellten auf ihre Kollegen verlassen. Viele meldeten Bereitschaft an, bei zusätzlichen Schichten einzuspringen, und lobten die Leistung der anderen. Die KHWE-Leitung plante immer wieder kleine Aktionen und Aufmerksamkeiten, um diese hohe Motivation wertzuschätzen. Ein Kino-Kit für zu Hause sollte zum Beispiel vom Corona-Alltag ablenken. „Es ist wichtig, eine Unternehmenskultur zu fördern, in der unsere Mitarbeiter sich wertgeschätzt und als Teil einer Dienstgemeinschaft fühlen“, betont Jostes.

„Durch die Krise kommen wir nur gemeinsam.“

Christian Jostes

Die Hospitalvereinigung mitsamt ihrer Gemeinschaft ist noch jung. Zwar blicken einzelne Einrichtungen innerhalb der KHWE auf eine lange Geschichte zurück, zum Teil bis ins 13. Jahrhundert. Doch erst im Jahr 2005 schlossen sich die katholischen Trägergemeinschaften der Kranken- und Seniorenhäuser im Kreis Höxter zusammen – eine zukunftsweisende Entscheidung. Heute gehören zu diesem starken Verbund vier Krankenhäuser mit 868 Betten in 25 Fachkliniken, fünf Seniorenhäuser mit 444 Pflegeplätzen, fünf Caritas-Pflegestationen zur ambulanten Pflege von 1.000 Kunden, zwei Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und ein Bildungszentrum der Kranken- und Altenpflege mit derzeit 300 Schülern und Studenten.

Ziel des Zusammenschlusses vor 16 Jahren war es, Synergien zu schaffen und die finanzielle Situation der einzelnen Organisationen zu entspannen. Das ist gelungen und die KHWE erzielt Rendite, die sie in Erhalt und Modernisierung der eigenen Einrichtungen investiert. Für größere Vorhaben ist immer wieder die Volksbank Höxter, Zweigniederlassung der VerbundVolksbank OWL, als Finanzierungspartner gefragt. „Die Entscheidung für die Volksbank war offensichtlich“, sagt Jostes. „Das Prinzip des Instituts entspricht unseren katholischen Wertevorstellungen. Zudem wollten wir einen Partner, der nicht ausschließlich auf die Zahlen schaut.“

Während der Corona-Pandemie hat sich der Zusammenschluss in jeder Hinsicht bewährt. Jostes und sein Team agierten schnell und richteten für die Infizierten Schwerpunktbereiche in zwei der vier Krankenhäuser ein – noch bevor der erste Corona-Patient eingeliefert wurde. Es folgten das Auf und Ab der Infektionszahlen, strenge Besuchsbeschränkungen und verschärfte Hygienebestimmungen. In dieser Zeit traten abends Menschen auf die Balkone und klatschten für das Pflegepersonal. „Diese Solidarität hielt nicht lange an. Wir erfuhren viel Dankbarkeit, aber auch den Unmut der Angehörigen, die die strengen Schutzmaßnahmen nicht akzeptieren wollten“, erzählt Jostes. „Doch uns hat das nur noch mehr zusammengerückt.“

Das Intensivpersonal leistete Schwerstarbeit und auch in den Seniorenhäusern nahm der Druck zu. Dort konnte das Virus trotz aller Vorkehrungen eindringen. Todesfälle nahmen zu, die Angst wuchs. „Im Krankenhaus sind die Patientinnen und Patienten zumeist für eine überschaubare Zeit“, sagt Jostes. „Aber das Pflegepersonal in den Senioreneinrichtungen ist den Bewohnern oft über Jahre verbunden.“ Während der Besuchsverbote setzte es alles daran, die ungewisse Zeit angenehm zu gestalten. Es wurden beispielsweise Gottesdienste im Freien organisiert, denen die Bewohner von ihren Fenstern aus folgten.

Dank der Impfung kehre mittlerweile Normalität ein, sagt Jostes. Aber er appelliert weiterhin an die Solidarität – und nicht nur an die seiner Kollegen. „Masken, Abstandsregeln und auch die Impfung dienen nicht nur dem Eigenschutz, sondern vor allem dem der anderen.“ Daher sollten die Skeptiker ihre Bedenken zum Wohl der Gesellschaft hintenanstellen, fordert er. „Denn durch die Krise kommen wir nur gemeinsam.“ Dafür ist die KHWE das beste Beispiel.

Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge
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