Mit Vertrauen durch die Krise

Für den Rohrspezialisten Jacob aus Porta Westfalica waren die vergangenen Monate nicht leicht: Erst büßte das Unternehmen Umsätze ein. Und nun zieht die Nachfrage so stark an, dass die Lieferketten zusammenbrechen. Firmenchef Patrick Jacob setzt auf Solidarität  – und bringt mit Menschlichkeit sein Familienunternehmen durch schwere Zeiten.

Patrick Jacob, Fr. Jacob Söhne GmbH & Co. KG
Patrick Jacob, Geschäftsführer der Fr. Jacob Söhne GmbH & Co. KG

Als der Ingenieur Friedrich Jacob im Jahr 1924 sein Unternehmen in Porta Westfalica gründete, tat er das, was damals viele im Umkreis machten: Er baute Wind- und Wassermühlen. Statt die Rohre zur Getreide- und Mehlbeförderung wie seine Konkurrenten aus Holz zu fertigen, entwickelte Jacob ein Metallrohrsystem zum Zusammenstecken. Das musste nicht geschweißt werden und brannte auch nicht so einfach ab. Diese Idee legte den Grundstein für sein Unternehmen, das mittlerweile als Marktführer in Europa und den USA Rohrsysteme aus Stahl produziert und weltweit mehr als 600 Mitarbeiter beschäftigt.

Urenkel Patrick Jacob führt das Unternehmen nun in vierter Generation. Seit 2012 ist der 44-jährige Geschäftsführer an Bord, vorher lebte er in London und Frankfurt und verdiente sein Geld im Bereich Investment-Banking und Private Equity. Letztlich zog es ihn doch zurück nach Porta Westfalica: „Ich wollte das fortführen, was mein Urgroßvater aufgebaut hat“, sagt er. Für ihn sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, die Verantwortung für die Kollegen im In- und Ausland zu übernehmen, die auch schon sein Vater geführt hatte.

Diese Tradition will er fortsetzen. „Deshalb bekennen wir uns auch zu Porta Westfalica und investieren hier kräftig. Wir produzieren beispielsweise größtenteils vor Ort, auch wenn es anderswo günstiger wäre“, sagt der Firmenchef. Das sei für ihn selbstverständlich. „Wir sind solidarisch mit dem Standort und natürlich auch mit den Kolleginnen und Kollegen, die bei uns einen sicheren Arbeitsplatz haben.“

„Wer Solidarität hochhält, arbeitet anders mit Kunden zusammen, pflegt jahrzehntelange Mitarbeiterbeziehungen und trifft Entscheidungen für den Standort – auch wenn der in der ostwestfälischen Provinz liegt.“

Patrick Jacob

Die Corona-Krise war für Jacob zweifelsohne nicht einfach: Während in den ersten Monaten der Krise die Umsätze einbrachen, zog die Nachfrage Anfang 2021 so stark an, dass kaum noch Rohmaterial für die Rohrproduktion zu bekommen ist. „Die Stahlpreise haben sich in kurzer Zeit verdreifacht und die Lieferketten funktionieren nicht mehr“, sagt Jacob. Für die Kunden sei das schwierig: „Wir werden teurer, liefern später und persönlich sehen wir uns auch nicht mehr“, resümiert er. Was ihm durch die Krise hilft? Menschlichkeit. „Wir haben jahrelang daran gearbeitet, Vertrauen aufzubauen, zu Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen“, sagt er. Davon zehre er jetzt. „Wenn die Rohstoffpreise sich erholen, gehen wir auch mit dem Preis wieder runter. Das ist nur solidarisch.“

Wie wertvoll eine solidarische Unternehmensleitung ist, zeigt die Corona-Krise besonders stark. Das dritte Quartal 2020 war für Jacob finanziell herausfordernd, dennoch schickte er seine Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit. „Dafür bleiben sie jetzt, wo so viel zu tun ist, auch mal länger – ohne, dass wir darum bitten mussten“, sagt Jacob. Genau dieses Geben und Nehmen ist es, das Jacob im Unternehmen kultivieren möchte. Die VerbundVolksbank OWL hat Jacob dabei stets den Rücken gestärkt. „Mein Kundenberater hat einen langfristigen Blick und lässt sich nicht leicht beunruhigen“, sagt Jacob. „Wir haben partnerschaftlich besprochen, wo wir stehen, wie wir die Welt sehen, wie die Bank die Welt sieht.“ Er brauchte zwar keinen Überbrückungskredit, aber Jacob wusste: Die Bank wäre da gewesen.

Jacob will vorleben, wie verantwortungsvolles Unternehmertum aussieht. „Wer Solidarität hochhält, arbeitet anders mit Kunden zusammen, pflegt jahrzehntelange Mitarbeiterbeziehungen und trifft Entscheidungen für den Standort – auch wenn der in der ostwestfälischen Provinz liegt“, sagt er. Damit legt er den Grundstein für die nächste Generation: Seine drei Kinder sind zwar erst vier und acht Jahre alt, doch die Pläne liegen schon in der Schublade. „Ich will es so machen wie mein Vater: Die Kinder sollen sich frei entscheiden können, wo sie arbeiten, und nicht nur in die Führungsetage kommen, weil sie zur Familie gehören.“