Brücken bauen lohnt sich

Mit Highwalk, Hotels und Gastronomie, wie der „Rodenberg Alm“, sorgen Felix Stuhldreher und seine drei Geschäftspartner für touristische Highlights zwischen Sauerland und Nordhessen.
DIE REGION MIT HOTELS, GASTRONOMIE UND HIGHWALK AUFWERTEN
Gemeinsam gelingt es leichter, zuversichtlich zu bleiben. So meisterten
der Unternehmer Felix Stuhldreher und seine drei Geschäftspartner im Team
jede Hängepartie bei einem ihrer bislang schwierigsten Projekte: dem Bau
der zweitlängsten Hängebrücke Deutschlands in Rotenburg an der Fulda.
Der Herbstwind pfeift ihm um die Ohren, die Brücke schwankt leicht, und unter ihm geht es rund sechzig Meter in die Tiefe. Doch Felix Stuhldreher bleibt gelassen. Gesichert mit einem Seil vertraut er darauf, sicher vom einen zum anderen Ende der 600 Meter langen Hängebrücke zu gelangen, die zu diesem Zeitpunkt noch kein Geländer hat.
Höhenangst? Kennt er nicht – und das ist auch gut so, schließlich ist Stuhldreher einer der vier Geschäftsführer der High Walk Rotenburg Verwaltungs GmbH, die für dieses außergewöhnliche Bauprojekt in Rotenburg an der Fulda verantwortlich ist. Seit der feierlichen Eröffnung des Highwalks am 6. Dezember 2024 können Besucher die Hängebrücke überqueren, inzwischen ohne Sicherung: Eine stabile Brüstung sorgt jetzt für Sicherheit und hat auch das Schwanken der Brücke deutlich reduziert.
Der Highwalk überspannt das Kottenbachtal und verbindet die Erhebung Teufelsberg mit dem Förstergraben. Die Brücke besteht aus 510 Kubikmetern Beton, 84 Tonnen Stahl und zehn Tragseilen mit einem Gesamtgewicht von 54 Tonnen. Stuhldrehers Vater, Fritz Göbel, hält die Hälfte der Anteile an der Hängebrücke, Stuhldrehers Onkel Karl Göbel ein weiteres Viertel. Die restlichen 25 Prozent gehören Gert Göbel, der zwar denselben Nachnamen trägt, aber nicht mit der Familie verwandt ist. Alle vier arbeiten auch in anderen geschäftlichen Projekten zusammen.


Mit der 4,5 Millionen Euro teuren Freizeitattraktion wollen Stuhldreher und seine drei Geschäftspartner den Tourismus in der Region ankurbeln. Dabei setzen sie nicht nur auf Urlauber, die längere Zeit bleiben, sondern hoffen auch auf Reisende, die auf dem Weg zwischen der Nordsee und den Alpen eine Zwischenübernachtung planen. „Urlauber sind heute anspruchsvoller als früher“, erklärt Stuhldreher. „Mit der zweitlängsten Hängebrücke Deutschlands bieten wir ihnen ein Erlebnis, das sie nicht überall finden. Das Beste daran: Der Highwalk begeistert für weniger als zehn Euro Eintritt Menschen jeden Alters, von acht bis 80.“
Das Ziel, die Region mit einer zusätzlichen Freizeitattraktion aufzuwerten, ist nicht ganz uneigennützig: Die Göbel-Gruppe, an der die vier Geschäftsführer des Brücken- Betreibers in unterschiedlichem Umfang beteiligt sind, betreibt in Rotenburg das Hotel Rodenberg und das Posthotel Rotenburg mit zusammen 273 Zimmern.
Insgesamt gehören 16 Häuser zur familiär aus Willingen heraus geführten Hotelgruppe, die sich über zehn Standorte in vier Bundesländern erstrecken und das 3-, 4- und 5-Sterne-Segment abdecken. Hinzu kommen sechs Event-Gastronomiebetriebe, darunter die Rodenberg Alm, die an einem der beiden Zugänge zur Brücke liegt. Früher war die Alm unter der Woche nur bei Events zugänglich. Jetzt ist sie täglich für Besucher der Brücke geöffnet – inklusive der großen Terrasse. „Seit der Eröffnung des Highwalks ist der Umsatz der Alm stark gestiegen. Die Investition hat sich an dieser Stelle also schon ausgezahlt“, berichtet Stuhldreher.
Allerdings war es von der Idee bis zur Eröffnung ein langer Weg: Inspiriert von der Fußgängerseilbrücke „highline179“ im tirolerischen Reutte entstand bereits 2016 der Wunsch, eine Brücke in der Mitte Deutschlands zu verwirklichen. Im Jahr 2017 startete die Planungsphase. Es folgte eine langwierige Suche nach geeigneten Experten. Die Wahl fiel schließlich auf ein Schweizer Unternehmen, das sich jedoch erst mit den deutschen Gegebenheiten vertraut machen musste. „Wir haben unzählige Gespräche mit den Kommunen, dem Bauamt und der Naturschutzbehörde geführt – für alle war solch ein Projekt völlig neu“, erinnert sich Stuhldreher. Die Genehmigungsphase zog sich in die Länge, auch weil aufwendige Gutachten zur Umweltverträglichkeit notwendig waren.
Immer, wenn sich in den sieben Jahren neue Verzögerungen anbahnten oder Rückschläge drohten, hielten die vier Geschäftsführer zusammen. „Weil wir zu viert waren, konnte man sich immer mit jemandem aussprechen. Wenn einer von uns kurz davor war aufzugeben, sagte ein anderer: ‚Komm, wir ziehen das durch!‘ Das gab neue Zuversicht“, erzählt Stuhldreher. Das Motto war klar: „Wir haben so viel investiert, Aufgeben ist keine Option.“
Ähnlich wertvoll sind die finanzielle Unterstützung und die enge Begleitung durch die Volksbank Brilon. Mit Christian Beule habe das Unternehmen einen Berater, der sich auch für die ausgefallensten Ideen begeistern lässt. „Einen starken Partner an der Seite zu haben, der immer Lösungen findet, ist nicht selbstverständlich“, sagt Stuhldreher. „Kurze Wege, direkte Absprachen – das macht alles einfacher und produktiver.“
Das positive Mindset von Stuhldreher und seinen Geschäftspartnern übertrug sich auch auf die Menschen in der Region: Fast alle befürworteten nach Aussage des Unternehmers das Projekt – und wurden nicht enttäuscht. Nach jahrelanger Planung und nur neun Monaten Bauzeit öffnete der Highwalk am 6. Dezember 2024. Mit steigenden Temperaturen kommen seit dem Frühjahr 2025 immer mehr Besucher, bisheriger Rekord: rund 1.200 Gäste an einem Tag. Davon profitieren nicht nur die Göbel-Hotels, sondern auch andere Hotel- und Gastronomiebetriebe in der Region. Und mit ihnen zahlreiche weitere Dienstleister – von Lebensmittel- und Getränkelieferanten bis hin zu Taxi und Busunternehmen. Das zeigt: Nicht aufzugeben und immer zuversichtlich zu bleiben lohnt sich, auch wenn ein Vorhaben manchmal etwas länger in der Schwebe bleibt als gedacht.