Große Brötchen backen

André Bielemeier, Bäcker- und Konditormeister und Supermarktbetreiber, investiert für die Zukunft ländlicher Ortschaften im Kreis Höxter.
MIT VIEL ENGAGEMENT ZUM MODERNEN NAHVERSORGER
André Bielemeier hat mit seiner Familie einen traditionellen Bäckereibetrieb zum modernen
Nahversorger ausgebaut und so nicht nur die Zukunft des eigenen Familienunternehmens
gesichert, sondern auch in die Zukunft der Region investiert. Zuversicht erwächst für ihn nicht
nur aus dem Vertrauen in die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten, sondern auch aus
dem Vertrauen in Mitarbeitende und seine Kundschaft.
Als der Vermieter für den kleinen Markant- Supermarkt in Ottbergen im Jahr 2017 eine neue Lösung suchte, hätte es im schlimmsten Fall kommen können wie in vielen ländlichen Ortschaften: Mit dem Dorfladen verschwindet nicht nur eine Einkaufsgelegenheit, sondern auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt im Ort. In dem 1.500-Einwohner-Dorf Ottbergen, das zu Höxter gehört, kam es glücklicherweise ganz anders: Dafür haben die Bielemeiers gesorgt. André Bielemeier und seine Eltern betreiben im angrenzenden Nachbarort Bruchhausen eine Bäckerei – und hatten eine Filiale im Markant-Markt. „Dass wir den Supermarkt dann ganz übernommen haben, war erst einmal als Standortsicherung gedacht“, berichtet Bäcker- und Konditormeister Bielemeier. „Wir wollten unsere Filiale nicht aufgeben.“
Der Supermarkt selbst lief zwar schon lange nicht mehr besonders gut, aber die Familie war sich sicher: „Daraus können wir etwas machen.“ Zur Unterstützung holten sie die Rewe Group an Bord, die mit ihrer Marke Nahkauf auch auf kleinere Supermarktstandorte spezialisiert ist. Und dann legten die Bielemeiers los.
Mit viel Engagement und neuen Ideen verwandelten sie den in die Jahre gekommenen Tante-Emma-Laden an der Höxterschen Straße in einen modernen Nahversorger. Neue Böden, eine freundliche Beleuchtung, ein schickes neues Weinregal „und ein tolles, restauriertes Tante-Emma-Regal für regionale Produkte“ machten den Anfang, berichtet Bielemeier. Die Familie, die seit Generationen in der Region lebt, hat ein gutes Gespür dafür, welche Produkte hier ins Sortiment gehören. „Regionale Produkte und Premium-Ware zählen genauso dazu wie ein breites Angebot an preisgünstigen Lebensmitteln“, sagt Bielemeier.
All das bekam seinen Platz im 600-Quadratmeter-Dorfladen. „Und dann haben wir auch wieder einen Metzger, einen Blumenladen und die Post in den Laden geholt“, berichtet der Unternehmer. Das vielfältige Angebot zieht inzwischen viele Menschen aus dem Ort an, aber auch Durchreisende, die mit dem Auto über die B64 pendeln, im Ort zum Arzt gehen oder am Bahnhof Höxter-Ottbergen umsteigen. „Für die Menschen in der Region ist es wichtig, dass es einen gut erreichbaren Supermarkt als Teil der Infrastruktur vor Ort gibt“, sagt Bielemeier. Denn das zeigt auch, dass sie mit Zuversicht auf die Zukunftsfähigkeit ihrer Heimatorte blicken können.
Den Umsatz des Ladens haben die Bielemeiers seit der Übernahme fast verdoppelt. Und das, obwohl „ein Schwätzchen an der Kasse“ hier ganz selbstverständlich dazugehört, wie Bielemeier augenzwinkernd berichtet. Schließlich sei ein Dorfladen auch ein Treffpunkt, der dafür sorgt, dass im Ort etwas los ist. „Die Kunden wissen zu schätzen, dass es bei uns nicht zack, zack gehen muss, sondern Zeit für Austausch ist“, sagt er. „Und ganz ehrlich: Mir macht es selbst auch unendlich viel Spaß, nicht nur allein in der Backstube zu stehen, sondern im Laden ganz viele verschiedene Menschen zusammenzubringen.“ Geholfen hat ihm beim Start als Supermarktbetreiber nicht nur das erprobte Nahkauf-Konzept der Rewe Group. Bielemeier übernahm auch das bestehende Personal und vertraute dem bisherigen stellvertretenden Marktleiter Verantwortung für den Neustart an. „Ich habe ganz offen gesagt: Für mich ist das neu. Lasst uns zusammen überlegen, wie wir’s in Zukunft besser machen wollen.“


Für die Unternehmerfamilie hat der mutige Schritt, sich von der traditionellen Bäckerei zum modernen Nahversorger zu entwickeln, viele neue Möglichkeiten eröffnet: Vor rund einem Jahr hat Bielemeier auch den Nahkauf im nahegelegenen Lüchtringen übernommen, seit Februar 2025 zählt zudem der Nahkauf in Brakel zum Familienunternehmen – ein deutlich größerer Markt, und damit auch die bislang größte Investition der Familie. Auch Bielemeiers Sohn Laurin, der gerade ein duales Studium bei der Rewe Group absolviert, wächst bereits in das Unternehmen hinein und übernimmt erste unternehmerische Aufgaben. Insgesamt arbeiten inzwischen 65 Angestellte in den Bäckereien und Märkten des Familienunternehmens.
Sicherheit gibt ihm, dass die Familie in allen drei Orten Freunde und Verwandte hat und so dort verwurzelt ist. „Hätten wir keinen persönlichen Bezug zu den Standorten, hätten wir das alles wahrscheinlich nicht gemacht“, erklärt Bielemeier. Schließlich lebe ein Dorfladen davon, dass man einander kennt und einander vertraut. „Ob es das Personal ist oder die Kunden: Mir ist wichtig, dass man einander immer menschlich und auf Augenhöhe begegnet.“
So hält Bielemeier es auch in der Zusammenarbeit mit der Volksbank Höxter. Sie ist schon seit Langem die Hausbank der Familie und hat die Übernahme der Nahkauf-Läden ebenso finanziert wie die Anschaffung einer Solar-Anlage für den Betrieb der Kühlanlage in Ottbergen. „Wir haben mit unserem Bankberater Frank Versen bei jeder Investitionsentscheidung gute und vertrauensvolle Gespräche geführt“, sagt Bielemeier. „Und wenn’s drauf ankommt, wenn man als Unternehmer vielleicht auch zuweilen nervös wird, ist das auch für die eigene Zuversicht enorm wichtig: dass die Bank uns ihr Vertrauen schenkt und an uns glaubt.“