Bio-Lebensmittel erleben seit einigen Jahren einen Nachfrage-Boom. Für Unternehmen wie die Liebhart Holding, die solche Produkte herstellen und vertreiben, bedeutet das ungeahnte Wachstumschancen – aber auch eine zunehmend komplexer werdende Verantwortung.
Die Brüder Rolf und Manfred Liebhart haben schon viel zusammen erlebt. Sie sind gemeinsam in Detmold aufgewachsen, fingen sogar beim selben mittelständischen Arbeitgeber in ihrem Heimatort an zu arbeiten. Als das Unternehmen von einem Konzern aufgekauft wurde, war für die Liebharts klar: Sie wollten ihr eigenes Ding machen. „Wir hatten keine Freude mehr an der Arbeit, es ging nur noch um Masse statt Klasse“, sagt Rolf Liebhart. Also gründeten sie im Jahr 1988 ihr Unternehmen Vitana, entwickelten Rezepturen für Frucht- und Schokoladenriegel und bauten das Unternehmen zu einer Holding mit nunmehr sechs Firmen, 673 Artikeln und rund 140 Mitarbeitern aus.
Zur Liebhart Holding zählen neben der Liebhart’s Gesundkost GmbH & Co. KG auch die Fruchtwerk Dr. Balke GmbH, die VITANA Gesunde Ernährung GmbH, die Sanbeam Gesunde Produkte GmbH, die Liebhart’s Privatbrauerei GmbH & Co. KG sowie die Bonbonmanufaktur Wiedenbauer Produktions & Vertriebs GmbH & Co. KG. Die Liebharts setzen auf Qualität, 87 Prozent ihrer Produkte sind Bio-zertifiziert. Kunde der ersten Stunde ist der Fachhandel, also etwa Reformhäuser und Naturkostläden. Seit einigen Jahren vertreiben auch Lebensmittelhändler wie Rewe und Edeka die Produkte der Detmolder.
Dass die beiden Brüder den Spaß an ihrer Arbeit längst wiedergefunden haben, zeigt sich mehr als deutlich: Die Liebharts könnten eigentlich schon über ihren wohlverdienten Ruhestand nachdenken, doch vom Aufhören wollen die beiden nichts hören. „Die Arbeit haben wir nicht, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, sondern um unser Leben zu erfüllen“, sagt Rolf Liebhart. Zu ihren Werten zählen auch Regionalität und Verantwortung: Seit dem Jahr 1995 produziert das Unternehmen Bio-Schokoladen am Standort Detmold, in der Brauerei entstehen verschiedene Biersorten. Auch Nachhaltigkeit schreiben die beiden groß: „Lebensmittel sind Mittel zum Leben. Deshalb ist die Herstellung von Lebensmitteln auf Kosten von Menschen und Natur für uns nicht akzeptabel“, sagt Rolf Liebhart. Das Unternehmen wählt daher unter anderem Verpackungen, die leicht recycelt werden können, bezieht seit vielen Jahren Ökostrom und nutzt Photovoltaik.
Eine besondere Rolle spielt die Beziehung zu den Kunden. „Wir stehen weltweit im Dialog mit unseren Lieferanten und legen Wert auf eine nachhaltige Arbeitsweise“, sagt Manfred Liebhart. Die Lebensmitteltechnologen der Firma fliegen auch schon einmal nach Peru, um sicherzugehen, dass bei der Kakao-Produktion vor Ort keine Kinderarbeit stattfindet. Als Zeichen seines Engagements hat das Unternehmen vor 23 Jahren die Initiative FAIR-bunden ins Leben gerufen, gemeinsam mit drei Partnern aus dem Handel. „Damit fördern wir unter anderem Kakao-Bauern in Peru“, sagt Manfred Liebhart. „Wir wollen, dass die Menschen, die unter oft schweren Bedingungen für die Qualität unserer Spezialitäten arbeiten, fair und verlässlich bezahlt werden.“
Nicht nur die Liebharts setzen hohe Standards an ihr Unternehmen, auch die Endkunden schauen genau hin und haben verschiedenste Erwartungen – etwa in Bezug auf Inhaltsstoffe und Produktionsbedingungen. Und: Sie wollen mitbestimmen. Deshalb setzen die Liebharts auf den Dialog – sowohl mit ihren Kunden als auch mit den Endverbrauchern. Rolf und Manfred Liebhart nehmen an allen Bio-Messen in Deutschland, Österreich und der Schweiz teil, stehen dort Rede und Antwort und präsentieren ihre neuesten Leckereien. Bis es die Schokolädchen und Pralinen auf den Messestand schaffen, haben sie schon einen monatelangen Qualitätstest hinter sich: Rund 90 „Test-Genießer“, sowohl Mitarbeiter als auch ausgewählte Endkunden, prüfen die Produkte auf Herz und Nieren. „Wir wollen beste Qualität zum bestmöglichen Preis“, sagt Manfred Liebhart. Dieses Credo ist nicht nur ein Selbstverständnis, sondern spiegelt auch die Erwartungen an Premiumprodukte wider, die der Markt mit sich bringt.
Die Geschäfte der Brüder laufen gut – sogar so gut, dass sie einem langjährigen Kunden in einer schwierigen Zeit unter die Arme greifen konnten. Anfang des Jahres haben sich die Liebharts an einem bundesweit tätigen Reformhausbetreiber beteiligt, der kurz vor der Insolvenz stand. „So tragen wir die Detmolder-Spezialitäten-Botschaft auch weit über die Grenzen des Bundeslandes hinaus“, sagt Manfred Liebhart. Doch die eigentliche Motivation dahinter ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit – „so wie wir das auch von unserer Volksbank hier in Detmold kennen“. Denn auf Partner kann man sich immer verlassen – auch auf Rolf und Manfred Liebhart.