Mit Rad und Tat

Fahrräder reparieren und sich dabei besser kennenlernen – das ist das Konzept der Fahrradwerkstatt der katholischen Verbände Caritas und Kolpingsfamilie Minden. Das Angebot richtet sich vor allem an Geflüchtete. In einer neuen Küche sollen die Besucher bald noch besser ins Gespräch kommen.

Susanne Leimbach, Vorständin der Caritas Minden, und Claudia Heimann, Mitarbeiterin der VerbundVolksbank OWL

Minden hat eine überschaubare Größe – und ist damit ideal zum Fahrradfahren. Wer noch kein eigenes Rad hat und über wenig Geld verfügt, kann in der Fahrradwerkstatt „Rad und Tat“ für eine geringe Gebühr ein Fahrrad bekommen. Das Angebot richtet sich vor allem an Geflüchtete, aber auch an alle anderen Mindener mit niedrigem Einkommen, die sich an der frischen Luft umweltfreundlich fortbewegen wollen. Sie können in der Werkstatt auch unter Anleitung ihre Räder selbst reparieren. Hinter der Initiative stecken der Caritasverband und die Kolpingsfamilie Minden, die zum katholischen Sozialverband Kolpingwerk gehört.

Täglich kommen eine Handvoll Kunden in das Ladengeschäft im Mindener Stadtzentrum, kaufen Fahrräder, reparieren ihre Räder, pumpen Reifen auf. Manche kommen auch nur auf einen Kaffee und ein Schwätzchen vorbei. Denn der Name der Werkstatt ist Programm. Ehrenamtliche Helfer erklären den Werkstattbesuchern auch, wo sie kostengünstig Möbel und Kleidung erhalten oder wie die Müllabfuhr geregelt ist.

„Es geht ums Rad, aber auch immer um den guten Rat“, sagt Claudia Heimann, Mitarbeiterin der VerbundVolksbank OWL im Bereich Marktfolge Zahlungsverkehr/Nachlass. Sie engagiert sich im Vorstand der Kolpingsfamilie. Heimann schlug die Fahrradwerkstatt für den Nachhaltigkeitswettbewerb der VerbundVolksbank OWL vor. „Das Projekt liegt mir sehr am Herzen, und ich möchte es in der Öffentlichkeit noch bekannter machen“, sagt Heimann. Die Wettbewerbs-Jury war begeistert von der Idee und der Umsetzung. Die Fahrradwerkstatt schaffte es beim Nachhaltigkeitswettbewerb auf den vierten Platz und erhält ein Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro. „Damit wollen wir eine Küchenzeile einbauen“, berichtet Heimann. „Die Werkstatt soll in Zukunft noch mehr zum Austausch einladen.“ Bisher verfügt das Ladengeschäft nur über eine provisorische Küche.

Die Idee zur Fahrradwerkstatt entstand im Jahr 2015, als das Erzbistum Paderborn einen Fonds für die Integration von Geflüchteten auflegte. Der Caritasverband und die Kolpingsfamilie eröffneten daraufhin im Mai 2016 mit Geld aus dem Fonds die Fahrradwerkstatt für Geflüchtete. Noch heute finanziert sich das Projekt zum größten Teil über den Fonds des Erzbistums, aus dem Miet- und Materialkosten gezahlt werden.

Ein eigenes Fahrrad ist für viele Besucher der Werkstatt sehr nützlich. „Geflüchtete werden damit mobil und können sich in der Stadt bewegen“, erklärt Susanne Leimbach, Vorständin der Caritas Minden. Die Fahrräder bekommen die Betreiber geschenkt – und sie sind oft in sehr gutem Zustand. „Viele Menschen steigen auf E-Bikes um und spenden dann ihre Fahrräder“, berichtet Leimbach.

Seit zwei Jahren bietet die Initiative auch wieder Kurse an, in denen Erwachsene das Fahrradfahren lernen können. Mehrmals jährlich nehmen rund 20 Personen daran teil. Währenddessen lernen sich die Radfahr-Schüler untereinander besser kennen. Und so dienen auch die Kurse dem Ziel der Initiative: Menschen zusammenzuführen, die sich gegenseitig unterstützen.